Donnerstag, 1. November 2012

Caruso & Amira




17 Jahre lang hast du mich begleitet, bevor du über die Regenbogenbrücke gingst. Kein Mensch hat es jemals solange mit mir ausgehalten wie du. Ich denke oft daran, wie mein Mann sich über die Katzenhaare beschwert hat und ich ihm erklärte: "Die Katzen waren vor Dir da und sie werden auch nach Dir noch da sein",  so ist es dann auch gekommen :)




Du warst eine richtige Kampfkatze, ohne jeglichen Respekt vor zweibeinigen Dosenöffnern und sonstigem Personal.Wie ein Puma konntest du auf Leute losgehen, aber wir zwei haben uns ohne Worte verstanden.Ein Blick in deine blauen Augen und ich wußte woran ich war. Du folgtest mir wie ein Hund und hast dich jedesmal über das dämliche Personal beschwert, dass dich ausgesperrt hat.

Wir waren Seelenverwandte und war ich fort, hast du das Fressen verweigert. Kam ich dann zurück hast du mich lautstark und überschwenglich gegrüßt. Mein Mann war völlig fassungslos, weil er einer Katze so eine Begrüßungsfreude niemals zugetraut hätte. Dein Fell war weich und glatt wie Seide und dein Schnurren war wie Musik für mich.

Wir hatten biede dieselben blauen Augen, wie ein Mann einmal festgestellt hat. Er bewunderte dich, als wir zusammen an der Haltestelle auf die Straßenbahn warteten.

Anfassen durfte dich aber niemand, ein Blick aus deinen Augen reichte meist und die Leute zogen schnell ihre Hand zurück. In deiner Jugendzeit verließ kaum ein Besucher unsere Wohnung ohne einen Kratzer. Wollten dich die Besucher nicht streicheln, hast du sie solange bezirzt bis sie es doch versucht haben und dann gab es unerwartet und blitzschnell eins auf die Pfoten.

Du apportiertest Pfeifenreiniger mit einer Begeisterung die ich mir bei der Ausbildung von Schäferhunden oft gewünscht hätte. Du warfst sieben Junge und holtest mich als Hebamme hinzu als es soweit war.  Die Pfeifenreiniger legtest du ihnen gleich ins Nest und brachtest ihnen bei wie man apportiert. Du hattest stets ein Geheimversteck in das du alle interessanten Gegenstände schlepptest und so hielten es auch Deine Kinder.

Du warst die beste Mutter der Welt und hast wie ein Pumaweibchen auf deine Jungen aufgepasst. Wenn ich mit den kleinen Kätzchen spielen wollte, dann durfte ich das zwar aber nur solange wie du es für angebracht hielst. Wenn die Zeit rum war, hast du die kleinen geschnappt und wieder ins Nest gesetzt. Fremde durften nicht in das Katzenkinderzimmer, schon gar nicht nachdem das erste Junge abgeholt worden ist. Amira ist jeden sofort wie ein Puma angesprungen und hat gekratzt und gebissen, dass nicht mal ich mich mehr getraut habe sie in so einem Moment anzufassen.

Nachdem die Jungen bis auf Caruso alle weg waren wurde Amira sterilisiert, was dazu führte, dass sie sanft und ruhig wurde und ihr Wesen sich total veränderte. Aggression und Jagdtrieb waren wie weggeblasen.

Du hielst die Katzenklappe mit der Pfote zu, damit Caruso die kleine Nervensäge draußen bleiben mußte und dich nicht nerven konnte und egal wie sehr er mit dem Köpfchen dagegen drückte und mit den Pfoten an dem Türchen klopfte, du hast immer fest von innen dagegen gedrückt.

Amiras Sohn:




Der stimmgewaltigste Kater der Welt. Die Bandbreite seiner Stimme umfasste alle nur möglichen Oktaven und er er war stets unzufrieden und nörgelte herum. Er war die größte Zicke die ich je kennengelernt habe und das obwohl er männlich war. Aber wer mit allem zufrieden ist der ändert auch nichts. Der geht auf ausgelatschten Wegen, schaut nicht über den Tellerrand und läuft immer brav der Herde nach. Das war nichts für meinen Minipanther, der stets eigene Wege gehen wollte.

Er ging im Februar 2011, nachdem er mich über 19 Jahre lang begleitet hat.



Nur Hunde haben Besitzer, Katzen haben Personal.






Beide Katzen starben an CNI (chronische Niereninsuffizienz)
Caruso lebte nach der Futterumstellung und den zugesetzten Supplementen noch beinahe 2 Jahre mit der Krankheit. Es ging ihm so gut, dass er immer noch in der Lage war sein Revier zu verteidigen. Später kam aber noch Krebs hinzu und dann wurde er zusehens schwächer. Er hatte ein Krebsgeschwulst am Mäulchen und schon 2 Monate nach der OP, wucherte dieses fiese Ding schon wieder an der gleichen Stelle.

Caruso war der Auffassung, " Es kann nur einen geben", erduldete keine anderen Katzen in seinem Revier.

Auch mit seiner Mutter Amira hat er sich oft gestritten, er war ein richtiger kleiner Tyrann.
Er fing Vögel und Mäuse in rauen Mengen und war ein sehr erfolgreicher Jäger. Seine Bewegungen waren Eleganz pur, wie eine Feder sprang er mit seinen langen Beinen und angelte die Vögel geradezu aus der Luft.

Nicht zuletzt deshalb kam er dann hinter einen Maschendrahtzaun, der auf dem Balkon angebracht wurde. Das hat er mir nie so ganz verziehen und die Folge davon war, dass er fortan seine Tretminen im ganzen Haus verteilte.

Er war der eigensinnigste Vierbeiner der mir je im Leben begegnet ist, aber er war auch mit Abstand der intelligenteste und kreativste Kater der Welt.

Ich könnte hunderte Geschichten erzählen von seinen Streichen und Einfällen. Er stahl wie eine Elster alles was glänzte und versteckte es. Er ging zum pinkeln aufs Menschenklo, stahl ganze Fische und öffnete sämtliche Schubladen und Schränke.

Er legte nasse Teebeutel oder Pfefferonischoten ins Bett und baute Umleitungen für Waschmaschinen. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war es auf der Waschmaschine zu hocken, wenn die anfing zu schleudern. Sobald er den Ton vernahm rannte er ins Bad und saß auf der rüttelnden Waschmaschine. Nachdem ich frisch umgezogen bin, lag der Ablaufschlauch der Waschmaschine provisorisch in der Badewann und Caruso glotzte in den Schlauch wenn die Maschine das Wasser abpumpte. Einmal hat es ihn erwischt und er war patchnass, was ihn aber nicht wirklich beeindruckte.

Eines Tages hörte ich ein merkwürdiges Geräusch als die Maschine Wasser abpumpte. Es klang anders als sonst und ich ging nachsehen. Als ich das Bad betrat hing der Schlauch der Waschmaschine nicht mehr in der Badewanne, sondern im Katzenklo. Da dass Fassungsvermögen so eines Katzenklos nun mal begrenzt ist, war dieses gerade dabei überzulaufen. Caruso saß aufmerksam mit langem Hals auf der Waschmaschine und beobachtete völlig hingerissen wie das Katzenklo überlief.

Katzenklo mit Wasserspülung ist ja ganz nett aber ohne Ablauf nicht zu empfehlen. Das war eine Riesensauerei in dem Bad.

Es ist sehr still geworden ohne ihn und ich vermisse ihn noch immer. Er war ein lauter Tyrann aber er hat eine große Leere und eine unheimliche Stille hinterlassen.















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